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  • Johannes Rauch

Offener Brief


an

Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall, Rankweil

Bürgermeister Wolfgang Matt, Feldkirch


Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin!

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Die Tatsache, dass Sie beide vorab und ohne einer erstgereihten Risikogruppe anzugehören gegen Covid19 geimpft worden sind, ist hinreichend öffentlich kommentiert worden. Sowohl der Landeshauptmann als auch der Bundeskanzler haben dazu klar Stellung genommen und keinerlei Verständnis erkennen lassen. Zu Recht.

Ihre Rechtfertigungen („Verstehe das Theater nicht!“) und Ihre Uneinsichtigkeit („Soll ich mich jetzt entschuldigen?“) hinterlassen einen verheerenden Eindruck. In einer Zeit, da die Währung „Vertrauen in die Politik“ ohnehin eine galoppierende Inflation erlebt, verursachen Sie erheblichen Flurschaden. Sie bringen durch Ihr Agieren die Gesamtheit der politisch Tätigen wieder einmal in Generalverdacht, es sich ohnehin richten zu können.

Das könnte man noch verschmerzen, weil es eine überschaubare Anzahl von Menschen trifft.

Was viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass Sie mit Ihrem Handeln das Vertrauen der Bevölkerung in Vorbereitung und Abwicklung der Impfung just zu einem Zeitpunkt erschüttern, da es zu gelingen scheint, die weit verbreitete – und von mancher Seite geschürte – Impfskepsis zurückzudrängen. Sie desavouieren die engagierte Arbeit vieler hundert Menschen allein in Vorarlberg, die sich um die schnellstmögliche Impfung von Risikogruppen und alten Menschen bemühen, und Sie untergraben das Bemühen von Bundes- und Landesregierung, darauf hinzuwirken, dass in dieser angespannten, kritischen Situation sich ausnahmslos alle an die bestehenden Regeln und Spielregeln zu halten haben.

Möglicherweise ist Ihnen trotz der umfangreichen Berichterstattung die Tragweite der Pandemie noch nicht klar. Vielleicht ist Ihnen zu wenig deutlich kommuniziert worden, dass wir uns gerade in einem Wettlauf befinden zwischen der Ausbreitung der Virusmutation B.1.1.7 und der Durchimpfung jedenfalls der besonders gefährdeten Berufs- und Bevölkerungsgruppen. Ein Wettlauf, der über Leben und Tod von vielen Menschen entscheidet, wie ein Blick nach Irland und England zeigt.

Dieser Wettlauf ist nur zu gewinnen, wenn das Grundvertrauen der Bevölkerung in die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der staatlichen Autoritäten – Bürgermeister*innen gehören dazu! – zumindest einigermaßen intakt ist.

Dass Sie dieses Grundvertrauen zuerst durch Ihr Handeln und dann durch Ihre Uneinsichtigkeit massiv erschüttern und gefährden, macht mich als Staatsbürger und politisch tätiger Mensch ratlos: Wie soll man den Leuten vermitteln, dass notwendig ist, was von Bundes- und Landesregierung in mühsamem Ringen erarbeitet und verordnet worden ist, wenn nicht einmal jene, die von sich behaupten, am allernächsten bei den Leuten zu sein, sich daran halten?!

Diese Frage hätte ich von Ihnen gerne beantwortet.

Johannes Rauch, Landesrat

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